Mit der Astrologie ist es wie mit vielen Wissensgebieten, wie zum Beispiel der Psychologie oder auch der angewandten Medizin. Man kann das Handwerk nicht von demjenigen trennen, der es ausübt. Das gilt auch im Besonderen für die Astrologie, denn es gibt in ihr viele verschiedene Anwender mit unterschiedlichen Methoden. Neben unseren Hauptartikeln über bekannte und berühmte Astrologen folgen hier weitere interessante Portraits deutscher und ausländischer Astrologen/innen aus Gegenwart und Vergangenheit (siehe weitere Astrologen).
Johannes Kepler
Johannes Kepler wurde am 27. Dezember 1571 im Sternzeichen Steinbock in Weil der Stadt geboren und starb am 15. November 1630 in Regensburg. Nach erfolgreichem Abschluss des Magisterstudiums der sieben freien Künste studierte er in Tübingen Theologie. Kepler interessierte sich für Mathematik, Philosophie, Astronomie und Religion. So wurde er ab 1594 Lehrer der Mathematik in Graz. Er war Anhänger des Nikolaus Kopernikus und Protestant, so dass er 1600 nach Prag ziehen musste. Dort wurde er zuerst Assistent und dann der Nachfolger von Tycho Brahe als kaiserlicher Hofastronom und Mathematiker. Er nutze die aus Beobachtungen gewonnen Daten von Tycho Brahe und formulierte die drei dann später so genannten Keplerschen Gesetze über die Bahnen der Planeten um die Sonne. Nicht nur, dass dadurch das heliozentrische Weltbild (Sonne im Mittelpunkt) endlich auch theoretisch widerspruchsfrei begründet wurde, sondern seine Gesetze waren die Voraussetzungen für die Gravitationslehre von Isaac Newton.
Der Astrologe Johannes Kepler
Es wird nicht gern gesehen, dass solch berühmten Wissenschaftler wie Johannes Kepler oder Isaac Newton sich mit der Astrologie beschäftigt haben. Es ist aber wahr. Kepler hat Astrologie nicht nur des Geldes wegen, sondern aus Interesse und persönlichem Bezug betrieben. Johannes Kepler war zu seiner Zeit ein durchaus ganzheitlich orientierter Mensch, denn er hatte sowohl Interesse an Mystik (verfasst u.a. auch eine kleinere SF-Geschichte), war aber dennoch ein rational denkender Wissenschaftler. Ihn faszinierten die Lehren des Pythagoras, aber auch der Platonismus.
Als Astrologe erstellte er zahlreiche Horoskope, sowohl für lebende Menschen, wie zum Beispiel für den späteren Feldherrn Wallenstein, aber auch Ereignis-Horoskope. Seine Deutungen waren recht erfolgreich, auch in der astrologischen Prognose tat er sich hervor, er gab Almanache und Jahreskalender heraus und besaß eine Sammlung von 800 selbst gezeichneten Horoskopen. Außerdem forschte über viele Jahre an der Verbindung von Astrologie und Wetter.
Im Lauf der Jahre und mit zunehmender Erfahrung veränderten sich auch die Ansichten Keplers. Sah er zu Beginn die Planeten Mars und Saturn als Übeltäter, so wie es zu der Zeit üblich war, so änderte er seine Meinung dahingehend, dass er befand, dass es am Himmel keine bösen Gestirne geben würde. Auch wenn er von der zu seiner Zeit gängigen Trivialastrologie genervt war, so nahm er sie doch gegen ihre Kritiker in Schutz. Die Astrologie war für Kepler ein wertvoller Spiegel der Erkenntnis, die er nicht nur zur Beratung für andere nutzte, sondern auch als Introspektion für sich selbst.
Das progressive Horoskop
Progressionen sind eine spezielle Technik der Astrologie. Im so genannten sekundärprogressiven Horoskop wird ein Tag nach der Geburt gleich einem Jahr gesetzt und so können Prognosen erstellt werden. Allen Anschein nutzte Kepler bereits diese Technik mit als erster europäischer Astrologe.
Weltharmonik
Das sicherlich wichtigste Werk Keplers sind die „Harmonices mundi“, die Weltharmonik, erschienen 1619. Kepler greift dabei den schon alten Gedanken (Pythagoras) auf, dass in die Konstruktion der Welt mathematische Proportionen eingegangen sind. Geometrische Verhältnisse sah er als als „Gedanken Gottes“. Diesen Grundgedanken setze er in der Astrophysik ein. Kepler stellte fest, dass das Verhältnis der Bahngeschwindigkeiten der Planeten zueinander mathematisch ziemlich genau bestimmten musikalischen Akkorden entsprach. Er sprach dabei von „Himmelsmusik“.
Aspekte
Aus der Weltharmonik und der Himmelsmusik abgeleitet katalogisierte Kepler musikalische Akkorde und astrologische Aspekte im Sinne geometrischer Vollkommenheit. Am stärksten empfand er die Aspekte Konjunktion und Opposition, danach das Quadrat. An dritter Stelle kamen dann Trigon und Sextil. Von ihm stammen auch Nebenaspekte wie das Anderthalbquadrat, das Qunitil, Biquintil und Halbsextil, die von verschiedenen Schulen der Astrologie auch heutzutage so gewertet und benutzt werden. Letztlich reduzierte Kepler später die astrologischen Deutungsfaktoren dahingehend, dass er sich hauptsächlich auf die Aspekte als der regelmäßigen Aufteilung des Kreises.
Resonanz
Keplers Erklärung für das Funktionieren der Astrologie beruht auf dem Gesetz der Resonanz. In der menschlichen Natur sind die kosmischen (geometrischen und harmonikalen) Schemata schon vorgeburtlich eingeprägt. So verhält sich der Mensch dann seinem angeborenen harmonischen Instinkt entsprechend. Er folgt quasi den Energien.
Literatur von Johannes Kepler (eine Auswahl):
Moderne Ausgaben
- Weltharmonik Oldenbourg Verlag 2006
- Astronomia Nova, neue ursprünglich begründete Astronomie Marix Verlag 2005
- Von den gesicherten Grundlagen der Astrologie Chiron Verlag 1999
- Warnung an die Gegner der Astrologie Kindler Verlag 1971