Das letzte Haus im Häuserkreis bringt in jedem Fall einen Abschluss des beim Aszendenten begonnenen Prozess. Das zwölfte Haus ist das dritte Haus des vierten Quadranten und hat die Aufgabe, den Impuls des zehnten Hauses (MC) und die geistigen Vertiefungen des elften Hauses umzusetzen und umzuwandeln.
Funktionen des 12. Hauses
Hier haben die Funktion oder das – in – Funktion – treten des Gesellschaftlichen. Im zwölften Haus erleben wir die Politik und die Träger dessen, die Politiker. Ansehen in der Gesellschaft kann mit der Übernahme der gesellschaftlichen Funktion verbunden sein, aber auch eine gesellschaftliche Ausgrenzung, wenn die hier verlangte Funktion gestört ist.
Diese Ausgrenzung kann in der Psychiatrie, im Krankenhaus, im Gefängnis oder auch im Kloster geschehen. Denn das was der Gesellschaft gefährlich werden kann, muss „aus dem Verkehr“ gezogen werden. Das herrschende Steinbock – Prinzip legt diese gesellschaftlichen Normen fest.
Wiedergeburt der Astrologie
Im zwölften Haus muss das Individuum, müssen wir, dem größeren Ganzen, der Gesellschaft dienen. So wie wir im sechsten Haus uns selber gedient haben (Jungfrau – Prinzip), um uns zu reinigen, um uns bereit zu machen für die Öffnung des siebten Hauses, so müssen wir auch hier dienen, um die Wiedergeburt ins erste Haus vorzubereiten.
Im zwölften Haus erleben wir das sogenannte jüngste Gericht. Hier werden wir beurteilt für das, was wir in unser individuellen Entwicklung geleistet und verstanden haben. Symbolisch steht das „jüngste Gericht“ am Ende des Häuserkreises, also der Entwicklung durch die zwölf Häuser.
Wir werden erkennen, welche Reste unseres Egos, unserer Verhaftung an unser Ich noch vorhanden sind. Die Dinge, an denen das Ego noch haftet, können ausschlaggebend sein für die Bedingungen einer weiteren Inkarnation, eines neuen Lebens symbolisch dargestellt am neuen Anfang mit dem neuen ersten Haus.
Die Apotheose
Alles, woran wir noch oder weiterhin haften, steht zwischen uns und dem Universum. Die Verschmelzung mit Gott (als dem größeren Ganzen und auch als Synonym für das Universum gesehen) ist tatsächlich die Krönung des gesamten Prozesses. Die Trennung wird überwunden, der Tropfen verschmilzt mit dem Ozean, wir kehren zu unser wahren Natur zurück.
In unserem Universum steht alles in Beziehung zu allem. So können wir auch verstehen, warum die Astrologie funktioniert. Mikro – und Makrokosmos stehen in einer Analogie zueinander. Der Mensch steht irgendwo dazwischen, vielleicht, um die Energien zwischen Himmel und Erde fließen zu lassen. Aber, solange wir mit solchen Vorstellungen arbeiten, besteht die Trennung weiterhin zwischen uns und dem Kosmos. Wie es im Zen heißt, der Finger, der auf den Mond weist, ist nicht der Mond.
Die Holographie
Am Beispiel der Holographie erkennen wir, dass das Ganze auch in jedem Teil repräsentiert ist. Demnach besteht der tiefere Sinn des zwölften Hauses darin, diese Trennung zu überwinden.
Im zwölften Haus feiern wir die „mystische Hochzeit“ der Alchimie, das Eingehen ins „Nirwana“ der Buddhisten, das Eins – Werden mit dem Urgrund des Seins usw.
Somit können wir den psychologischen Grund dafür verstehen, warum dem sich als getrennt erlebenden Individuum die Angelegenheiten und Prozesse seines zwölften Hauses unbewusst sind.
12.Haus im Horoskop
Das zwölfte Haus ist der blinde Fleck im Horoskop. Das zwölfte Haus symbolisiert das Unsichtbare. Das Auge kann alles sehen, nur sich selber nicht. Die Hand kann alles ergreifen, nur sich selber nicht. Der Verstand kann alles verstehen, nur sich selber nicht. In dieser Weise funktioniert das zwölfte Haus.
Wir müssen im zwölften Haus einen Abschluss finden, denn all das, was wir nicht bewältigen, nehmen wir notgedrungen mit in den neuen Zyklus, der wieder am Aszendenten beginnt.
Klassische Astrologie
In der klassischen Astrologie steht das vierte Haus für das Ende aller Dinge, in diesem Zusammenhang bedeutet das zwölfte Haus das Ende aller Ego – Prozesse.
Auch in diesem dem Element Wasser nahestehendem Bereich muss wie im achten Haus dem Tod ins Gesicht geblickt werden. Nur ist es hier der Tod unseres Egos. Nur, wenn alle Reste der Ichhaftigkeit, also des Beharren auf einer unabhängigen Existenz, aufgehoben sind, kann die Auflösung, die Transzendierung des eigenen Wesens stattfinden.
Eine Auflösung, die in der bewussten Einswerdung mit dem größeren Ganzen, mit Gott, gipfelt.
Das Karma
Doch der Prozess des zwölften Hauses kann ein schmerzhafter sein, begegnen wir hier doch den Resten unseres Karma. Symbolisch steht hierfür die Kreuzigung Jesus Christus oder die Versuchung des Buddha unter dem Bodhibaum durch Mara, den Verächter.
Auch wir müssen unserem inneren Verächter gegenüber treten. Im Falle Jesus Christus verbanden sich im Prozess der Apotheose durch die Kreuzigung Jesus der Mensch und Christus der Logos.
Es gilt also einen Abschluss zu finden, ein Ende. Dieses sollte eines sein, welches die Kraft und den Willen des Ganzen zu der Kraft und dem Willen von uns werden lässt, so dass nichts anderes übrig bleibt als die universelle Liebe. Die Liebe ist die versöhnende Kraft, ist die Substanz der Einheit. Und hätten wir alles Wissen und jede Erkenntnis und hätten die Liebe nicht, dann hätten wir n i c h t s.
Mysterium des zwölften Haus
Diese Abschnitte bringen uns schon in Kontakt mit dem Mysterium des zwölften Hauses. Aber im zwölften Haus wird nicht nur der Weg frei gemacht für einen neuen Anfang, sondern hier finden sich auch die Reste des vergangenen Lebens. Im zwölften Haus sitzen all die unbewussten, verdrängten und nicht mehr zugänglichen Anteile unseres Wesens. Und einige von ihnen können durchaus aus vergangenen Inkarnationen stammen. Interessant ist, dass wir selber kaum Zugang und Einblick in „unser“ zwölftes Haus haben. Aber nichtsdestotrotz wirkt es. Die folgenden Aussagen können und sollen nur Anregungen liefern, die uns die Richtung weisen soll, aber nicht wortwörtlich zu nehmen sind.