Astrologie heißt dem Wortstamm nach, „der in den Sternen verborgene Sinn“. Die überwiegende Zahl der astrologischen Richtungen beschäftigt sich allerdings mehr mit dem Sonnensystem und weniger mit den Sternen. Mit dem Sonnensystem sind die Sonne (auch ein Stern) und die Planeten mit ihren Verbindungen (Aspekte) gemeint.
Fernöstliche und westliche Astrologie
Aber trotzdem ist Astrologie nicht gleich Astrologie. Wir können die fernöstlichen Richtungen der Astrologie (indische Astrologie, chinesische Astrologie etc.) nicht mit denen bei uns im Westen (Europa, USA) gleichsetzen. Aber auch bei uns im Westen und speziell in Deutschland gibt es viele verschiedene Arten, Astrologie zu betreiben und Horoskope zu deuten.
Theosophie
In diesem Artikel möchte ich einige der wichtigeren astrologischen Schulen in Deutschland kurz vorstellen. Auf die Astrologie und die Esoterik in Deutschland hatte die 1875 von Helena Petrovna Blavatsky begründete Theosophie großen Einfluß. Die Theosophie umfasst spirituelle Lehren wie Karma und Reinkarnation und bringt den Begriff der Spiritualität ins westliche Denken ein. Diese Gedanken prägten auch die Astrologie. Die Theosophie hauchte der seit dem 17. Jahrhundert in Misskredit geratene Astrologie wieder neues Leben ein. Es waren vor allem die Theosophen Sepharial und Charubel und später der in hohen Ansehen stehende Alan Leo, die der Astrologie zu neuer Popularität verhalfen. Aus diesem Gedankengut entwickelten sich die esoterische, die karmische, die magische und die spirituelle Astrologie. Letztere ist nicht denkbar ohne die Pionierarbeit von Dane Rudhyar, dessen Literatur auch heute noch studiert werden sollte, wenn man besonderes Interesse an der spirituellen Astrologie hat.
Revidierte Klassik
Als Grundlage der revidierten Klassik kann der Ansatz von Thomas Ring gelten. Er lehnte den Determinismus und Fatalismus der klassischen Astrologie ab und förderte eine Neuorientierung, die vor allem erkenntnistheoretisch und psychologisch ausgerichtet war.
Münchner Rhythmenlehre nach Wolfgang Döbereiner
Der Münchner Astrologe Wolfgang Döbereiner konnte nach eigner Aussage nach dem Krieg keine vernünftige Astrologie finden. Also entwickelte er sein eignes System, die Münchner Rhythmenlehre, die sich in vieler Hinsicht von der gängigen Praxis der Astrologie unterscheidet. Döbereiner arbeitet mit speziellen Begriffen und Definitionen, benutzt konkrete Rhythmen, die so genannten Gruppenschicksalspunkte, Septare und eine besondere Form der Astrokartographie. Auch wenn viele Bemerkungen von Döbereiner gelinde gesagt merkwürdig klingen, so hat die Münchner Rhythmenlehre viele Erfolge und eine anhaltende Popularität errungen. So ganz unrecht hat Döbereiner nicht, wenn er behauptet, dass in die zeitgenössische Astrologie Anteile der Münchner Rhythmenlehre Einzug gehalten haben.
Das Astrologisch-Psychologische Institut (Huber-Schule)
Die so genannte Huber-Schule wurde 1968 von Louise und Bruno Huber gegründet. Die ihr zugrunde liegende Philosophie speist sich aus der Theosophie, insbesondere aus der Arkanschule von Alice Bailey. Die Huber-Schule ist grundlegend psychologisch ausgerichtet und bietet keine Prognose an. An die Rhythmen von Wolfgang Döbereiner erinnert der von ihnen gefundene Alterspunkt, der alle 6 Jahre ein Haus durchläuft. Die Hubers nutzen nur das Koch Häusersystem und auch, wenn sie keine besonders große Fangemeinde haben, gibt es doch viele Menschen die ihre psychologische Deutung und ihre Aspektbilder zu schätzen wissen.
Die Hamburger Schule
Der Vermessungstechniker Alfred Witte begann 1913/1919 damit, Ereignisse astrologisch akribisch auszuwerten. Zusammen mit Friedrich Sieggrün gründete er dann 1923 die Hamburger Schule. Witte und Sieggrün fanden je vier besondere Wirkpunkte, die sie „Transneptuner“ nannten und die sich wie Planeten auf Kreisbahnen verhalten sollten. Als Cupido, Hades, Zeus, Kronos, Apollon, Admetos, Vulkanus und Poseidon gefunden wurden, war Pluto als Planet noch gar nicht entdeckt. Außerdem wird in der Hamburger Schule vor allem mit Planetenbildern gearbeitet. Ein Planetenbild besteht aus zwei Halbsummen und ist wie eine algebraische Gleichung zu verstehen und zu behandeln. Die Planetenbilder (inklusive der acht neuen Wirkpunkte) wurden in einer drehbaren Gradscheibe gefunden und führen bis heute zu teilweise erstaunlichen Ergebnissen.
Trotzdem führt die Hamburger Schule (im englischsprachigen Raum Uranian Astrology genannt) eher ein Schattendasein, auch wenn die Halbsummentechnik viel verwendet wird.
Kosmobiologie Reinhold Ebertin
Die Astrologen Dr. Heinz Artur Strauß und Karl Ernst Krafft bildeten die Grundlage dieser astrologischen Richtung. Ab 1938 wurde diese von Reinhold Ebertin maßgeblich beeinflusst und 1956 wurde die Kosmobiologische Akademie Aalen gegründet. Diese ist heutzutage nur noch als Kosmobiologie bekannt. Die Kosmobiologie ist eher wissenschaftlich orientiert und verzichtet auf esoterische und mystische Elemente. Das Horoskop wurde in Kosmogramm umbenannt, auf die Häuser wurde verzichtet und die harmonischen Aspekte (Sextil, Trigon) wurden abgeschafft. Trotz bekannter Bekenner der Kosmobiologie konnte diese keine größere Popularität erreichen.
Transpersonale Astrologie nach Michael Roscher
Der leider viel zu jung verstorbene Michael Roscher hat auf der Basis des kybernetischen Modells die transpersonale Astrologie entwickelt. Das kybernetische Modell besteht aus vier Regelkreisen, die sich in einem großen Regelkreis vereinen. Der erste Regelkreis besteht aus Sonne, Mond und Merkur, der zweite aus Venus und Mars, der dritte aus Jupiter und Saturn und der vierte aus Uranus, Neptun und Pluto. Der vierte Regelkreis geht über die Persönlichkeit hinaus und weist damit auf die Philosophie der TPA (transpersonale Astrologie) hin, dass es möglich ist mit dem Horoskop auch einen Blick auf das Wesen des Menschen zu werfen. Wobei damit auch die Bereiche gemeint sind, die jenseits der Persönlichkeit zu finden sind. In ihrer Logik und ihrem modernen Anspruch ist die transpersonale Astrologie auch ohne ihren Gründen in der Lage in der Zukunft eine größere Rolle in der Astrologie zu spielen.